
Liebe Leserin, lieber Leser,
ach ja, die lieben Verwandten ...!
Und erst die Verwandtschaftsbezeichnungen ...
Die gängigsten sind uns ja von Kindesbeinen an geläufig.
Doch nicht immer sind die Unterscheidungen genau genug.
Was dann? Und was verbirgt sich hinter veralteten
Verwandtschaftsbezeichnungen wie "Ohm" oder "Base"?
Das klären wir gleich zu Beginn.
Anschließend dreht sich alles um die "Wahlverwandtschaften".
Gemeint sind hier der angeheiratete Teil der Familie und
die Taufpaten. Wir gehen der Frage nach, was hinter dem
Wortbestandteil "Schwieger-" steckt und welche Bezeichnungen
es für die Taufpaten gibt. Schließlich haben wir für Sie nachgeschlagen, wie und wo
Verwandtschaftsbezeichnungen wie Eigennamen verwendet werden.
Gute Unterhaltung !
Hätten Sie's gewusst?
Schwiegereltern und Taufpaten
In der angeheirateten Verwandtschaft spielt oft die
"Schwiegermutter" eine wichtige Rolle. Der im Wörterbuch
aufgeführte Beispielsatz "er versteht sich bestens mit seiner
Schwiegermutter" ist zuweilen reines Wunschdenken. Doch woher
kommt das "Schwieger-" bei Schwiegereltern, Schwiegersöhnen und
-töchtern? In früheren Zeiten wurde die Mutter des Ehepartners
nur als "Schwieger" - mittelhochdeutsch "swiger", althochdeutsch
"swigar" - bezeichnet. Dieses Substantiv ist eine schon im
Indogermanischen gebildete weibliche Entsprechung zu dem Wort
"Schwager" für den Schwiegervater. Erst im 16. Jahrhundert tritt
die neuhochdeutsche Zusammensetzung "Schwiegermutter" neben das
alte Wort "Schwieger" und verdrängt dieses langsam. In Anlehnung
an "Schwiegermutter" entstehen im 16. Jahrhundert auch
"Schwiegervater" und "Schwiegersohn", später auch "Schwiegertochter"
(17. Jh.) und "Schwiegereltern" (18. Jh.).
Zahlreich und lokal unterschiedlich sind die Bezeichnungen für
die Taufpaten. Der "Taufpate" wird zuweilen auch "Taufzeuge",
"Patenonkel" oder einfach nur "Pate" genannt. Landschaftlich heißt
er auch "Gote". Der Ausdruck "Gevatter" ist veraltet. In Österreich
heißt der Taufpate je nach Region und mit Nähe zur Mundart auch
"Göd", "Göte" oder "Göti", ganz im Westen und in der Schweiz dann
"Götti".
Die "Taufpatin" tritt auch auf als "Patentante", "Taufpatin" oder
einfach als "Patin" oder "die Pate". Landschaftlich üblich ist die
Bezeichnung "die Gote". In Österreich begegnet sie uns mundartnah
und wieder je nach Region als "God[e]l", "Goden" oder "Gotl", in
der Schweiz und angrenzenden Regionen als "Gotte".
Was Sie schon immer wissen wollten
Verwandtschaftsbezeichnungen heute und gestern
Die Zahl und Genauigkeit von Verwandtschaftsbezeichnungen
kann sich von Sprache zu Sprache unterscheiden. Beispielsweise
kennt das Schwedische einen Unterschied zwischen dem Opa
mütterlicherseits (morfar = "Muttervater") und dem Opa
väterlicherseits (farfar = "Vatervater"). Eine solche
Unterscheidung macht das Deutsche nicht, weshalb im täglichen
Leben oft Ergänzungen für Eindeutigkeit sorgen müssen.
Die Zusätze "mütterlicherseits" und "väterlicherseits" sind
dafür im Alltag - besonders für Kinder - ungeeignet, andere
Ergänzungen müssen her. So heißt beispielsweise die Oma,
welche in der Mozartstraße wohnt, einfach "Oma Mozartstraße".
Wenn die andere Oma in Münster wohnt, wird sie kurzerhand
"Oma Münster" getauft. In anderen Familien sind es aber auch
die "Oma Schmidt" und die "Oma Gerda". Und wieder andere
Familien lassen die Verwandtschaftsbezeichnung ganz fallen:
Oma und Opa heißen ganz einfach "Rolf" und "Ursel". Hier ist
deutlich ein Wandel der sprachlichen Gepflogenheiten zu beobachten.
Manche Verwandtschaftsbezeichnungen sind mit der Zeit ziemlich
aus der Mode gekommen. Wüssten Sie auf Anhieb zu sagen, wer sich
hinter den Bezeichnungen "Ohm", "Base", "Muhme" oder
"Schwippschwager" verbirgt?
"Ohm" ist ein veraltetes, aber regional noch gebrauchtes Wort
für "Onkel". "Base" ist eine veraltete, aber im süddeutschen Raum
noch gebräuchliche Bezeichnung für "Cousine". In Österreich und
der Schweiz bezeichnete man früher so die "Tante". "Muhme" ist
ebenfalls eine veraltete Bezeichnung für "Tante".
"Schwippschwager" hingegen ist noch nicht veraltet. Mit diesem
etwas drolligen Wort wird umgangssprachlich der Schwager des
Ehepartners, des Bruders oder der Schwester bezeichnet.
Für Sie nachgeschlagen
Verwandtschaftsbezeichnungen als Eigennamen
Regional, vor allem in der norddeutschen Umgangs- und Kindersprache,
werden die Verwandtenbezeichnungen "Vater, Mutter, Tante, Onkel" u. a.
häufig als Eigennamen angesehen und deshalb ohne Artikel gebraucht:
"Vater ist nicht zu Hause." "Das werde ich Onkel erzählen."
Diese als Eigennamen gebrauchten Verwandtschaftsbezeichnungen werden
dekliniert und bilden den Genitiv auf -s: "Tantes Kleid gefiel uns
allen." "Morgen ist Mutters Geburtstag." "Bleib von Muttis Handtasche
weg." Allenfalls noch umgangssprachlich oder in poetischer Sprache
kommen schwache Dativ- und Akkusativformen auf -n vor, z. B.:
"Futtern wie bei Muttern" (= Werbespruch). "Er hat Vatern Bescheid
gesagt."
Noch Fragen?