
Ich suchte eine neue Sekretärin. Meine letzte hatte der Teufel geholt. Ich hatte es ihr hundertmal gewünscht.
„Daß Dich der Teufel hole!“
Darauf tat er es und ich saß da.
Diesmal wollte ich eine besonders kluge Sekretärin. Eine Sekretärin mit guter Allgemeinbildung. Man tut sich beim Diktat leichter. Auch für das allgemeine Ansehen ist es gut.„Wie gescheit ist schon die Sekretärin!“ sagen sich die Leute, „wie klug und intelligent muß dann erst der Chef sein!“
Die erste Bewerberin trat ein...
Sie war hübsch und anmutig. „Ich hatte Pech mit meiner letzten Sekretärin“ sagte ich, „sie war dumm wie Bohnenstroh. Deswegen suche ich diesmal eine kluge und intelligente Sekretärin. Die Arbeit macht mehr Spaß, wenn auch der andere über eine gewisse Allgemeinbildung verfügt. Ich möchte darum vorher drei Prüfungsfragen an Sie richten.“
„Bitte. Gern“
Wie heißt die Hauptstadt von Norwegen?“
„Kopenhagen.“
„Leider nein. Es ist Oslo. Aber man irrt sich ja gern. Eine zweite Frage: An welchem Leiden litt Beethoven?“
„Er hatte nie Geld.“
Ich verschluckte meine Antwort. „Was verstehen Sie unter einem Fjord?“
„Eine bekannte Automarke.“ „Nein. Die Automarke heißt Ford. Ein Fjord ist ein Einschnitt des Meeres ins Land mit steilen Uferwänden“ sagte ich und erhob mich, „ich kann mich im Moment noch nicht entscheiden, liebes Fräulein - ich treffe meine Entscheidung schriftlich - Ihren
Namen habe ich notiert - Sie hören von mir.“
Die zweite Sekretärin war eine Hochblondine.
Sie kam direkt von der Schönheitsköniginnenwahl. Sie hatte verloren. „Der Posten verlangt gewisse Ansprüche“, begann ich, „ich möchte daher zuvor drei Prüfungsfragen an Sie richten, wenn es Ihnen recht ist.“
„Bitte!“ sagte sie, „nur zu!“
„Wer ist der Komponist der Lustigen Witwe?“
„Mozart!“
„Nein. Mozart schrieb die Zauberflöte. Wissen Sie zufällig, von wem der Text der Zauberflöte ist?“
Ihre Augen leuchteten strahlend auf.
„Von Reinhard Mey!“
Ich versuchte ein dritte Frage: „Was ist eine Windhose?“
„Ein Strandhöschen für heiße Tage.“
Die dritte Bewerberin wartete im Vorzimmer.
Ich bat sie herein. Mir verschlug es die Rede.
Sie sah aus wie ein Märchen. Mir blieb der Verstand stehen. Ich konnte nur auf einen Stuhl deuten.
Mein Adamsapfel ging rauf und runter. Ich spürte es deutlich.
Zum Teufel mit dem dummen Fragen? Sie war
ohne Fragen engagiert.
„Mein Fräulein“, sagte ich, „Sie sind ...“
Sie winkte ab.
„Ich hatte Pech mit meinem letzten Chef“, sagte sie, „er war dumm wie Bohnenstroh. Deswegen suche ich diesmal einen klugen und intelligenten Chef. Die Arbeit macht mehr Spaß, wenn auch der andere über eine gewisse Allgemeinbildung verfügt. Ich möchte darum gern drei Prüfungsfragen an Sie richten.“
Ich saß starr und beklemmt. „Bitte!“ sagte ich tonlos.
Wann und wo wurde Goethe geboren?“
„In Weimar!“ stotterte ich. „Die Jahreszahl ist mir entfallen.“
„1749 und außerdem in Frankfurt. Die zweite Frage: Auf welcher Insel lebte Robinson?“
„Auf Crusoe!“ stieß ich aufgeregt hervor.
Ich wußte sofort, daß es falsch war.
„Auf Masatiera in der Gruppe der Fernandezinseln!“ wurde ich belehrt, „jetzt eine dritte und leichtere Frage: Was ist ein Tonsur?“
„Das, was ich da oben habe!“
„Nein - Sie haben eine ganz gewöhnliche Glatze!“ sagte das schöne Mädchen und erhob sich.
„Ich kann mich im Moment nicht entscheiden - ich treffe meine Entscheidung schriftlich - Ihre Adresse habe ich notiert - Sie hören von mir.“
Draußen war sie. Ich aber saß da, aller Hoffnungen beraubt, und engagierte die Nächstbeste, für die die Blaue Grotte ein Bierlokal war, die mit der Orthographie in bitterer Feindschaft lebte und die alle paar Minuten in mein Zimmer kam, da sie ihr eigenes Stenogramm nicht lesen konnte.